an dem Sandufer sonnend. Um von der Menge zu urtheilen, kann ich
nur versichern (und wir reisten zu einer Zeit, wo der Fluß eben
erst zu steigen anfängt, wo Tausende Crocodille** in der Savanna wegen Wassermangel sterben
oder im Schlamm erstarrt (im Winterschlaf) lie[19R]gen, daß nie
10 Min[uten] vergingen, in denen wir nicht 4-5, ja bisweilen auf
einen Blick 10-12 Caimane im Flusse entdeckten.
Ich habe viele am Ufer schlafen sehen und die Aeg[ypter] haben ganz
recht, daß das Crocodill mit offnem Rachen schläft. Ich
halte es, da dieser Schlaf so fest ist, und das Crocodill gar nichts
von dem schüchternen Wesen der Eidexe und Iguana, sondern seiner
Stärke [entsprechend] gewiß eine Krötenartige Trägheit
hat, für sehr möglich, was man hier überall versichert,
daß kleine Vögel dem schlafenden Crocodill die Zähne
putzen. Der Caiman ist völlig so grausam verharrend, menschenfressend
als das ägypt[ische] Crocodill, und was man von seiner Schüchternheit
oder der der Amerikan[ischen] Tiger in Büchern findet, ist erlogen
oder von verhungerten Thierracen im Nördl[ichen] Amerika hergenommen.
Auch in Süd-Amerika Crocodille einiger Flüsse sanfter.
Doch sterben hier mehr Menschen als in Aegypten vom Crocodill.* Am
Apure, Orinoco sieht man viele dem Caiman entlaufene, von ihm verstümmelte
Menschen. Um S[an] Fernando hört man alle Jahr wenigstens von
einem oder zwei vom Caiman beim Wasserholen, Fischen oder Baden gefressenen
Menschen; ich wiederhole nicht die Wunderlügen von Menschen,
die mit Crocodillen kämpften, die er sieben Tage lang im Maul
trug - gewiß ist, daß in [der] Mission de Abajo bei Calabozo
ein Zambo lebt, der als der Caiman mit ihm (er ersäuft alles
und frißt am Ufer, damit im Schlucken nicht Wasser eindringt)
unterging, die Gegen-
**Diese Ungeheuer leben unter sich sehr friedlich.
Beim Caño del Manatí sah ich vier große alte
Crocodille aufeinander liegend mit den Schwänzen ineinander
geflochten. Farbe grasgrün, vor Alter gräulichweiß.
Gegen den Schwanz hin sind einzelne squamae schwarz, daher er dort
schachbrettförmig gefleckt ist.
*Während meiner Anwesenheit
in Angostura trug sich ein sonderbarer Vorfall zu. Ein Guaikery von
der Margarita vergaß die Caimane und sprang im Hafen hart an
der Straße mit halbem Leib ins Wasser, um am Kahn etwas zu
baden. Ein Caiman ergriff ihn beim Fuß. Man versammelte sich
in [der] Straße und sah, daß [der] Indianer zuerst [ein]
Messer suchend in [die] Hosentasche faßte, und als er kein
Messer fand, den Caiman mit beiden Daumen in [die] Augen kniff, um
zu versuchen, daß das Ungeheuer den Rachen aufsperrte. Vergebens.
Der Caiman ersäufte ihn und fraß ihn auf einer Sandinsel.
Aber welche Geistesgegenwart in der Lage!!
Kein Zweifel, daß einzelne Flußindianer wie Toreros,
durch lange Gewohnheit auf Crocodille abgerichtet, es wagen, auf
[einem] Crocodill zu reiten, wenn sie es am Lande finden. Das Croc[odil]
geht mit ihnen ins Wasser, senkt sich zu Boden und sie erstechen
im Auge und unter [der] Achsel das Ungeheuer mit Messer. Andere werfen
dem nahen Croc[odil] auf Troknem [eine] Schlinge in den Rachen, andere
machen Geräusch am Ufer, erwarten das auf sie zuschießende
Crocodill, strecken ihm Stab und Arm in den Rachen und ziehen, da
das Croc[odil] nun das Maul nicht schließen kann, an einem
Strick das Croc[odil] ans Ufer. Die Egypter scheinen weit feiger
von jeher gewesen zu sein.
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