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furchte Bette wie in zweiter Jahreshälfte, aber das Bette, das überall deutlich sichtbar, nicht die grenzenlose Überschwemmung der Savanna, meist durch Kanäle ausfließend und dort tiefere Ebenen als Flußufer findend. Geschwindigkeit[:] überall die Basis von 250 F[uß] gemessen und mit [dem] Chronometer die Momente gezählt, wo Holz, welches der anschwellende Strom überall hier im Strome treibt, von Signal zu Signal gelangte.

Breite

der Vuelta del Jobal    260 varas         111 t[oisen]

Caño Rico                     340               136 t[oisen]

Vuelta de la Cochina    120               51 t[oisen]

Geschwindigkeit in 1 Zeitsekunde

beim Diamante                      1,6 Fuß Par[iser Maß]

Vuelta del Jobal              3,1

[21R] Nachts am 31. Merz und von nun an immer unter freiem Himmel bei Vuelta del Jobal am rechten Ufer in [einer] Art Conuco eines Mata Tigers, D[o]n Ignacio, ein Gemisch aller Kasten, erzkupferbraun, ganz nakd wie alle seine Töchter, aber stets von nos otros Caballeros blancos, seiner vornehmen Herkunft, der D[o]ña Isabella, seiner Gemahlin, D[o]ña Manuela seiner Tochter, alle naktarschig, sprechend. So sind die Menschen in diesem Lande. Europ[äische] Laster, Span[ischer] Übermuth unter allen Kasten verbreitet und den Menschen bis in die Wildnis (der S[eñor] D[o]n Ignacio hatte nicht einmal eine Palmenhütte, aber Platanus und Wildpret, das er mit Pfeilen erlegt, denn ein Schuß Pulver kostet 1/14 duro) im Überfluß folgend. Unter den Weißen und Indianern, die ihnen gleich sind, eine völlige Gleichheit. Der pulpero, ja der ärmste naktfüßige Landmann dünkt sich so viel als der Marqués, überall hört man, "glaubst Du, daß ich minder weiß bin als andere" - aber diese Gleichheit dient nur dazu, eine desto gleichere Grausamkeit und Übermuth gegen Nicht-Weiße auszuüben. Wir hatten ein Chiguiri getötet und wollten es (wie man in N[ueva] Valencia thut) essen, aber die Schiffsknechte und der vornehme Herr D[o]n Ignacio (er sprach viel von einem Feldzuge am R[ío] Meta, in dem er 225 Ind[ios] gefangen) widersetzten sich, und wir aßen von seinem sehr schmackhaften Cervus mexicanus. [Das] Fleisch sehr weiß und zart, aber minder Wildgeschmack als in Europa. Weißer, weil [die] Thiere weniger laufen, Nahrung leichter finden. [Die] Muskelfaser weniger verkohlt, mehr oxygenirt und deshalb mit gesättigteren Elementen unschmackhafter. Der S[eñor] D[o]n Ignacio hatte gehört, daß der Bruder des Königs bei uns sei. Er sagte aber, er sei nicht so dumm, es zu glauben, denn vor des Königs Bruder trage man das Span[ische] Wappen her, und an unserem Boote habe er kein Wappen gesehen. Sei der König, wie man sage, mit seinem Bruder wirklich angelangt, so vermuthe er, daß er noch um La Victoria sei, denn dort sei sehr gutes Roggenbrod. Ob er gleich bis jetzt! nie in Spanien gewesen, so wisse er doch, wie es am Hofe zugehe! Nachts großer Lerm. Ein Gewitter mit Platzregen vertrieb uns aus der Hamake, und in demselben Augenblick winselte und schrie Bonpland fürchterlich. Wir glaubten, der Tiger liege schon auf ihm. Es war eine zahme Katze, die vom Baume auf ihn herabfiel. Er erwachte vom Stoß und fühlte die Krallen des zottigen Thie[22V]res.

1. April. Der Fluß war ungleich noch pittoresker, ein prächtiger grader Kanal, Caño Rico, 340 var[as] breit, durch einen schattigen Laubwald Isla de Aves, dann rechts der