wart des Geistes hatte, dem Crocodill mit dem Machete unter [die]
Achsel zu stechen, worüber der Caiman ihn fahren ließ.
Dieser [ist] bloß unter [der] Achsel, im Schlund und im Auge
zu verwunden, aber so reizbar, daß er auf einen Nadelstich
dort alles fahren läßt, was er im Rachen hat. Luft vermehrt
[die] Reizbarkeit in Körpern, die ganz mit Schalen bedeckt sind;
die nakden Theile um so reizbarer. Auch gewiß, daß vor
zwei Jahren ein Sklave aus Treue (ich glaube in Uritucu) dem Caiman
(der den Herren ergriffen) die Beute durch [20V] Messerstiche abjagte,
- aber [der] Herr war tot. Man gab [dem] Sklaven [die] Freiheit.
Ich habe Caimane auf 6 Schritt schlafend beobachtet, ein fürchterlicher
Anblick, so schändlich hideus und die Zacke im Schwanz so drachenartig.**
Auf dem Lande fällt [das] Crocodill selten an. Dies wissen
die Chiguiris (Cavia capybara), welche am Apure sehr zahlreich sind,
aber ein heillos unglücklich Leben führen. Im Fluß,
in dem sie den Kopf heraus, wie Hunde schwimmen, werden sie von Caimanen
gefressen, auf dem Lande, wo sie weiden, von Tigern. An der Vuelta
del Jobal sahen wir am Strande einen Caiman mitten unter Chiguiris
schlafen. Er erwachte und kroch langsam im Sande fort, ohne daß die
Chiguiris Furcht äußerten.
An dieser Vuelta die Natur grausam wild. Wir sahen den ersten lebendigen
Tiger und zwar in großer Schönheit. Alle Indianer versicherten,
es sei einer der größten Tiger, die sie je gesehen. Felis
Onca. Der Tiger lag ausgestreckt vor der Hecke unter einem weitschattigen
Samán, als Schildwach seine frische Beute, einen Chiguire
bewachend. Die Zamuros Penelope, welche meilenweit totes Fleisch
riechen, standen scharenweise um ihn her. Gierig näherten sie
sich 2 Fuß, und furchtsam traten sie zurück. Wir fuhren
mit der lancha dem Tiger ganz nah und hielten still. Er würdigte
uns kaum eines Blicks, ernst das Auge auf seine Beute geheftet. Wir
stiegen um in das Kanö, um den Tiger zu schießen. Das
Geräusch bewog ihn, aufzustehen und hinter die Hecke zu treten,
um Katzenartig der neuen Beute zu lauern. Wir sahen die Nase hinter
dem Baumstamm. Die Zamuros fielen nun wüthig über den toten
Chiguiri her. Der zornige Tiger trat von neuem hervor, um sie zu
verjagen, aber in der Hoffnung, daß wir ans Land steigen würden,
ging er wieder auf die Lauer. Ohne Lanze konnten wir das Kanö nicht
verlassen. Wir sahen den Tiger nicht wieder, ob wir gleich lange
seiner harrten. Wie er pathetisch einherschritt, mit dem ungeheuren
Schwanze wedelnd. Er war größer als alle afrikan[ischen]
Tiger, die ich in London, Paris und Wien gesehen.
[20R] Diese Stunde schien zu außerordentlichen Scenen bestimmt.
Wir landeten am entgegengesetzten Ufer, wo ein Heer der Chiguiris
bärenartig einherwatete. Turco, unser großer Saupacker,
jagte eines dieser Thiere in den Fluß und schwamm ihm nach.
Kaum ward ein nahes, aber 30 F[uß] langes Crocodill des Hundes
gewahr, so machte
**Vor der Vuelta de la Cochina der sonderbarste
Anblick, eine kleine Sandinsel, auf ihr ein Baumstamm und neben diesem
zwei Crocodille, Mann und Weib glaubt man, nebeneinander auf den
Füßen stehend, den Bauch nicht auf der Erde, über
18 Minuten lang (während wir sie beobachteten) unbeweglich wie
Statuen, ohnerachtet eine Garze auf ihrem Kopfe umherhüpfte.
Schlafen die Thiere in dieser steinernen Unbeweglichkeit? [Die] Indianer
sagen nein?, es sei, um Fliegen zu fangen und Wohlgefallen an der
Sonnenwärme. Rachen offen und etwas aufwärts gerichtet.
Der Übergang zur Bewegung ist ganz allmählig, nie wie vor
Schreck, alles krötenartig auf Feste und sehr gewandt, fisch-schnell
im Wasser. Wenn das Crocodill sich zu bewegen anfängt, sah ich
es meist das Maul schließen. Farbe grünlichgrau, oft wie
alte Statuen.
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