Dieser Glimmer gewiß vom Süden her, von [der] Cordillera
de Meta oder Encaramada, denn daß der Apure jetzt mit 18 Zoll!
Gefälle gegen Südost fließt, entscheidet geognostisch
nichts.
[28V] Größte indian[ische] Embarcation auf [dem] Orinoco:
Bongo, kleiner Piragua, kleinste Curiara.* Ein
vornehmer Indianer, Cacique (aus Panapana, Cariben kommen des Schildkrötenfanges
wegen) begegnete uns. Er unter Palmenzelt. Er, seine Leute mit Pfeilen
und seine Curiara, alles mit Onoto bestrichen. (Manteca de Tortuga
und Frucht der Bixa Orellana, [die] Salbe heißt Onoto). Theils
Eitelkeit, theils um sich gegen Ungeziefer und Sonne zu schützen.
Mit einer Tutume Onoto ist der Fürst, sein Hofgesindel und sein
Schiff auf 8 Tage bekleidet, angestrichen.** Segel vom Petiolus der Palme Morichi.
Bei Encaramada läuft am Hafen! eine Granitkuppe in den Orinoco
vor. Grobkörniger Granit in Hügel à 40-50 Fuß aufgethürmt
in runden Butzen, nicht
Kugeln! sich nicht schälend. Ganz das Phänomen, welches
[der] Granit überall bei Wunsiedel, Schlesien, Gotthard ...
darbietet. Das ganze Gebirge von Encaramada***
besteht aus diesem Granit, welcher wahrscheinlich östl[ich]
in [der] Isola de Apurito die Sandwüste (wie in [der] Mark Brandenburg,
Holland, Münster ...) unterteufend übersetzt. Ich sage
wahrscheinlich, denn an [der] Mündung des Cabuliare steht mitten
im Orinoco ein runder Granitfels (wie ein 6-8 F[uß] breiter
Teller) als Klippe vor. Das Granitgebirge von Encaramada kaum 100-130
toisen hoch und (wie es scheint) isolirt, inselförmig sich aus
der Sandebene emporhebend.****
Cariben. Diese und viele andere von Costa de Paria bis Buen
Pastor ... die ich in Chaimas Mission gesehen, ächte alte Cariben,
die keinesweges die Kopfform haben, welche Blumenbach so berühmt
gemacht hat. Alle, die ich gesehen, völlige Chaimasform, nichts
besonderes im Schädel, von schlankerem Wuchs, größer
und etwas schöner als Chaimas, minder platt, größere
schwärzere Augen, sehr ernster Blick, nicht arglistig, aber
ruhig grausam. Sehr, sehr schwarzes Haar, aber freilich bei [den]
meisten, besonders der Cacike, Augenbraunen, Haar und Bart schwarz
gefärbt.* Im Ganzen schwer
zu cultivirende, aber verständige Indianer, die ihre Grausamkeit
nur gereizt ausüben. Viele Per-
*Kleinster Canoa; der Bongo rund, Piragua
scharfkielig.
**Die Guainaves in Caura malen sich auf Onoto
mit gepulvertem Glimmer, gold- und silber-Streifen, Tressen auf nakdem
Leibe!
***[29V] Encaramada: Dies Gebirge erstreckt
sich zusammenhängend östlich durch [die] Montes Amoco und
Piedra Morciélago fort. Man hat es bis an [die] Quellen des
Ventuari verfolgt, der am südl[ichen] Abhange entspringt. Dort
[die] Yndios Mapoyos und Pareká, noch sehr zahlreiche und
gutmüthige Stämme, welche vortreffliche Conucos in der
das Gebirge umgebenden fruchtbaren Savanna haben. In [der] Quebrada
del Tigre bei Encaramada fand man einmal ein Erbsgroßes Stück
Gold, aber nicht mehr. Waschgold?
****[28R] Im Granitberge, an dem Urbana liegt,
hat Fr[ay] Ramón Bueno eine Höhle (Kluft) entdeckt, in
dem ein natürl[icher] Granitblock mit eingegrabenen Charakteren
(fast wie hebräische Buchstaben); an ein Grabmal? [Die] Indianer
sagen, sei von [der] Zeit, da Steine weich seien und man mit Finger
Chiffern eingedrückt. Eine Zeit andeutend, wo Indier Schriftzüge
hatten; einst mehr Kultur! In Encaramada auf höchsten Steinen
Hieroglyph[ische] Tiger, Eidexen eingegraben.
*Sehr eitel; um tiefe und dicke Waden zu
haben, tragen [die] Kinder baumwollene, sehr enge Gürtel an
verschiedenen Theilen der Füße, fleisch einschneidend.
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