tuga von Urbana. Das zu sehen und in Hoffnung, Eßware dort
einzukaufen, denn schon mangelten wir an Provision, landeten wir
dort, vielleicht zu unserem Verderben. Dort [eine] Art Lager, Palmhütten
und Zelte, an 300 Mann, theils Indios Guamos und Otomacos, die bösartigen
Einwohner von Urbana (man zählt dort 760 Einwohner), theils
Indianer vom Norden, Orinoco, spanische Speculanten aus der Guayana,
die den Indianern die Manteca de Tortuga abkaufen, theils Pulperos
... Der Missionär von Urbana campirt hier ebenfalls, theils
um [die] Messe zu lesen, theils um selbst Eier zu suchen, theils
zu regiren; denn diese Gesellschaft bildet eine eigene Republik.
Der Padre ernennt einen verständigen Mann, Comisionado, der
mit ihm die Gerechtigkeit verwaltet. Der Padre sehr freundlich und
ziemlich gebildet, aus Alcalá de Henares. Welch eine Freude
für einen Spanier, überall europäische Landsleute
zu finden! Der Missionär sprach viel von der Noth, die er und
seines Gleichen leide und freute sich, als wir sein Kind sehr feist
und weiß fanden! Denn die Maitresse (manceba) zieht mit ins
Schildkröten-Lager; man hört hier von nichts, nichts als
Schildkröten sprechen.
Was ich erfahren, ist dies. Vom Ausfluß des Orinoco bis Apure
oder Cabruta keine Fischerei, weil [die] Tortuga des ewigen Schiffens
wegen Stromaufwärts geht und Ruhe sucht. Fischerei von Einmündung
des Apure bis Raudales und zwar nur drei berühmte: Boca del
Cabuliare (oder Encaramada), Boca de la Tortuga oder Pesca de Urbana
und endlich Boca de Pararuma unterhalb Carichana,**
letzte beiden, besonders letzte am stärksten. Doch könnte
man an manchen anderen playen noch Fischereien anlegen. Man sammlet
nur Eier einer Schildkrötenart, der großen, die man schechthin
Tortuga nennt (auch in Llanos, Guárico, Apure, Uritucu häufig)
und nicht die minder runden, [29R] länglicheren Eier der Terekay.***
Die Tortuga fängt im Januar an häufig und täglich
auf der playa, Sandufer, zu landen und sich dort, was ihrer Schwangerschaft
sehr zuträglich, zu sonnen. Dies Sonnen dauert bis Ende Februar
und Anfang Merz, wo sie Eier legen. Sie püssen in den Sand (sonst
wäre es unmöglich) und scharren mit [den] Hinterbeinen
ein 2 F[uß] tiefes und 3 F[uß] langes Loch, worin sie
Eier legen und scharren zu. Sie thun dies am Abend bei einbrechender
Nacht, sie thun es nur ungesehen und wenn alles still ist. Daher
stellt man zu der Zeit Wachen bei Nacht, welche den Schiffern zurufen,
daß niemand dort in der Nähe schiffe, noch minder dort
gehe. Der Drang der Schildkröten zum Eierlegen [ist so groß],
daß viele in das Loch der anderen steigen, ihre Eier auf jene
legen und daher über 30 p. Cent Eier selbst zerbrechen, wie
man an [den] Schalen erkennt. Man nennt dies[e] tolle, tontas. Oft
verspäten sich Schildkröten, sind Morgens um 9 Uhr noch
nicht fertig und dann so toll wüthig, daß sie nichts fürchten
und durch die Beine eines Menschen durchlaufen.
Die Schildkröte ist so vorsichtig, daß sie, ehe sie zum
Eierlegen ans Land steigt, den Kopf hoch im Wasser aufstreckt, um
zu sehen, ob am Ufer alles ruhig und Tiger- und
**Inclinais[on] magnét[ique] à Carichana
34°,30 nouv[elle] div[ision), 22,7 oscillat[ions]. Hygrom[ètre]
quoique ciel tout noir 46° Deluc, th[ermomètre] 21° R..
Barom[ètre] à l'Oronoco de Carichana 335,7 l[ignes] à 6h
soir, au pueblo de Carichana 336,6 à 12h midi.
***Terekey. 14 pollicar[is]. Scut[a] centralia
3, ambientes (cum central[ibus] subhexagoni) 10. Marginalia quadrangularia
reflexa 24. Scutum atro-viride. Corp[us] olivaceum. Caput in vertice
maculis duobus ex flavescenti rubro variegatum. Manus et pedes palmati,
5 dactyli, ungulis acutis, sed digitus ultimus pedum sine ungulo.
Guttur lutescens cum appendice spinoso.
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